Geschichten & Legenden

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Filoxenia - Nestor & Telemachus

Die Menschen Messeniens sind bekannt für ihre Gastfreundschaft (auf Griechisch „filoxenia“). Von Homer ist folgendes überliefert: Als Telemachus und die Göttin Athene auf ihrer Suche nach seinem Vater Odysseus nach Pylos kamen, fanden sie Leute am Meeresufer, die ein Festmahl vorbereiteten. Dort saßen König Nestor und seine Söhne. Sobald sie die Fremden erblickten, luden sie sie ein, ihnen beim Festmahl Gesellschaft zu leisten und gaben ihnen einen Platz auf weichen Lammfellen, die auf dem Sandstrand ausgebreitet waren. Nestor bot Telemachus und Athene von dem Essen und dem Wein an, er bewirtete sie reichlich und erst nachdem sie ausgiebig gespeist und getrunken hatten, fragte er sie nach ihren Namen und nach dem Grund für ihre weite Reise über das Meer bis hierher.

Die Sage vom „Ochsenbauch“-Strand

Der seltsame Name dieses bezaubernden Ortes, Voidokilia (wörtlich „Ochsenbauch“) geht zurück auf eine alte Sage, wonach Hermes die Ochsen seines Bruders Apollo stahl und in einer Höhle über dem Strand versteckte. Von Gewissensbissen geplagt, gab Hermes Apollo eine Lyra, gefertigt aus dem Panzer der Meeresschildkröte, die bis heute ihre Eier in der Bucht ablegt.

Spheristiki

Die alten Griechen nahmen den Sport sehr ernst und die Athletik ist zweifelsohne eines ihrer bedeutendsten Geschenke an die moderne Welt. Sport und Athleten waren ein beliebtes Objekt in der Bildhauerei, wie in dieser Abbildung eines Spieles namens „Spheristiki“ auf dem Sockel einer Statue aus der Zeit von 510-500 v.Chr. Obwohl über die Regeln des Spiels nur wenig bekannt ist, scheint es ein Mannschaftsballsport zu sein, nicht unähnlich dem modernen Hockey, oder sogar dem …Golf!

Kotyle

Dieses Trinkgefäß oder „Kotyle“ wurde in einem Grab in der antiken griechischen Kolonie Pithekoussai auf der Insel Ischia gefunden, an der Westküste Italiens. Jetzt weithin bekannt als Nestor-Becher, wurde dieses Tongefäß, das historisch von großer Bedeutung ist, auf die geometrische Periode (ca. 750-700 v.Chr.) datiert. Es trägt eine dreizeilige Inschrift, die eines der frühesten datierbaren Beispiele für griechische Inschriften in Alphabetform ist. Die Inschrift wurde wie folgt entziffert: „Nestors Becher bin ich, gut ist es aus mir zu trinken. Wer immer diesen Becher in einem Zuge leert, den ergreift sogleich ein Verlangen nach der schön bekränzten Aphrodite“

Wurzeln der Vergangenheit

Der Sage nach brachte der große Held Herakles den Olivenbaum aus dem Land der Hyperboreer nach Griechenland und pflanzte den ersten Baum auf dem Peloponnes. Im antiken Pylos haben Archäologen die früheste geschriebene Form des Wortes „Olive“ und „Olivenöl“ entdeckt, auf einer in Linear-B-Schrift beschriebenen Tontafel aus der Zeit 1300 v.Chr., was als Beweis dafür gilt, das Messenien zu den Regionen gehört, in denen als erstes die heiligen Oliven kultiviert wurden. Einer der ältesten verzeichneten Olivenbäume gedeiht noch immer in Kalamata (Foto), wo er nach 17 Jahrhunderten immer noch blüht und Oliven trägt!

Die „Pyramide“

Nach seinem Umriss wird dieser Gipfel des Taygetosgebirges „Pyramide“ genannt. Einigen Forschern zufolge wurde der Gipfel in sehr früher Zeit von Menschenhand so geformt, andere wiederum glauben, dass es ein Werk der Natur sei. Wie auch immer, es bleibt ein Rätsel, ob diese bestimmte Form tatsächlich von dem natürlichen Prozess der Erosion und des Wetters geschaffen worden sein kann. Am 20. Juli, dem Tage des Propheten Elias, wirft der Gipfel geheimnisvollerweise seinen Schatten bei Sonnenaufgang direkt auf Koroni und direkt auf Sparta bei Sonnenuntergang.

Der Meeresboden bei Methoni

Methoni liegt in einer sehr strategischen Lage, die seinen Besetzern Kontrolle über lebenswichtige Seerouten gab. Diese Lage war so bedeutend, dass die Venezianer die Burg von Methoni und die nahe Seefestung von Koroni als „die Augen Venedigs“ bezeichneten. Eine ganze Batterie von Kanonen rund um den eindrucksvollen achteckigen Turm der Burg von Methoni wurde dazu benutzt, jedes Schiff, das sich weigerte, Steuern an die Besatzer zu zahlen, zu versenken. Dies ist einer der Gründe, warum der Meeresgrund rund um Methoni eine für die Archäologie besonders reiche Gegend ist.

Piratenschatz

Proti liegt weniger als eine Meile vor der Küste Messeniens und soll als Versteck für den berüchtigten Piraten Katoulias gedient haben. Der Legende nach soll auf dieser grünen Insel ein Piratenschatz vergraben liegen. Die Inschriften auf dem riesigen Felsen „Grammeno“ sollen Hinweise auf den Ort dieses Schatzes geben. Einer anderen Erklärung zufolge sollen die Inschriften von Seeleuten stammen, die sich auf Proti vor wütenden Stürmen in Sicherheit gebracht haben. Nach dieser Deutung stellen die Inschriften Gebete für günstige Winde und eine sichere Überfahrt dar.

Lelonia

Während der türkischen Besatzung Griechenlands (1453-1821) gewann in der kleinen Stadt Filiatra in Messenien ein junger Mann namens Panagos Lelonis immer wieder die von der Stadtverwaltung veranstalteten jährlichen Pferderennen. Dies verstimmte die örtlichen ottomanischen Verwalter und sie benutzten einen Zwischenfall, der sich nach einem der Pferderennen ereignete, als Vorwand, um den jungen Mann festzunehmen und zum Tod durch Erhängen zu verurteilen. Während der Vollstreckung des Urteils ritt Lelonies Braut Krinio auf einem Pferd heran, schnitt mit einem Schwert das Seil um seinen Hals durch und floh mit ihm. Das junge Paar wurde von den Ottomanen verfolgt und als es keinen Fluchtweg finden konnte, wählten die beiden Brautleute lieber den Tod durch Ertrinken in einem nahelegenden See als sich den Türken zu ergeben. Seit Griechenlands Unabhängigkeit wird nahe der Kirche des Heiligen Georg jedes Jahr ein Pferderennen veranstaltet, das in Erinnerung an die jungen Liebenden den Namen „Lelonia“ trägt.

Fanari

Nach der örtlichen Sage, bringt eine schwangere Frau, die unter dem majestätischen Naturbogengang von Fanari hindurchgeht, einen Jungen zur Welt.

Die Burg von Koroni

Es gibt eine faszinierende Geschichte über die meerumspülte Burg von Koroni, derzufolge ein junges Mädchen mit seinem Pferd von den Zinnen ins Meer sprang, um einer Gefangenschaft durch die Türken zu entgehen. An der Ostseite der Burg soll das Gespenst des Mädchens spuken, seine Schreie wurden wiederholt von einigen Fischern mit besonders lebhafter Fantasie gehört, insbesondere an ihrem Todestag.

Die Hochzeit des Koutroulis

Eine örtliche Tradition in Methoni umfasst die jährliche Wiederaufführung einer im Mittelalter tatsächlich stattgefundenen Hochzeit. Im späten 14. Jahrhundert verliebte sich ein Adliger dieser Gegend, der Ritter Ioannis Koutroulis in eine Geschiedene und bat um ihre Hand. Kirchlichem Recht ersuchte er nach der Zustimmung des örtlichen Bischofs, der aber, als eingefleischter Traditionalist, ihm seinen Segen vorenthielt. Es waren 17 Jahre nötig, und mehrere Anrufungen höherer Autoritäten, bevor der Bischof endlich der Eheschließung zustimmte, die im Jahre 1405 stattfand. Der Hochzeit folgte ein reiches Fest, wie es noch keines gegeben hatte. Mehrere Tage lang feierte man und fast die gesamte Bevölkerung der Region nahm an den Feierlichkeiten teil. Seit jener Zeit werden solche riesigen und exorbitanten Feiern als „wie bei Koutroulis Hochzeit“ bezeichnet.

Salbenmanufakturen zur Zeit des Nestorpalastes

Alephazooi oder Alephozooi wurden diejenigen genannt, die Cremes, Parfüms und dekorative Gesichtsmasken oder Nagel- und Lippenfarben herstellten. Sie genossen im Palast eine wichtige Stellung, weil sie nicht nur für die persönliche Pflege (meist der Frauen) benutzt wurden, sondern auch für die Herrichtung der Toten. Die Parfüms waren eine der wichtigsten Quellen des Reichtums in griechischen Städten. Die Basis oder Grundsubstanz eines Parfüms bildete Olivenöl, das zur Verhinderung der Oxidation mit ein wenig Salz vermischt wurde. Zu dieser Mixtur wurde Harz hinzugefügt, um das Parfüm zu binden, so dass die Essenzen nicht zu schnell verfliegen konnten. Obwohl die Destillation noch nicht bekannt war, benutzten die Menschen im antiken Messenien Konzentrationen und Transfusionen. Die Kombination der verschiedenen essentiellen Öle in der Parfümherstellung ergab stabilere Resultate.

Kouloura

Drei Tage vor einer Hochzeit versammeln sich die verheirateten Frauen im Hause der Braut, um die Kouloura zu machen, ein traditionelles Hochzeitsbrot mit kunstvollen Verzierungen. Mit Hingabe, die die Hingabe des zukünftigen Brautpaares widerspiegeln soll, wird das Hochzeitsbrot gemacht, dessen Herstellung viel Geschick und Fleiß erfordert. Die Kouloura soll Glück bringen und wird der Familie des Bräutigams als ein Geschenk von der Braut dargeboten.

Hochzeiten in Messenien

In den Dörfern Messeniens will es die Tradition, dass vor der Hochzeit der Bräutigam auf einem reich geschmückten Pferd das Haus der Braut besucht und der wartenden Braut zwei Goldringe reicht, die komplette Brautgarderobe, den Brautstrauß und ein rundes Brot, das mit einer handgearbeiteten Spitzendecke bedeckt ist. Die Braut wiederum richtet mit ihren Freundinnen das Hochzeitsbett her und am Tag der Hochzeit besucht sie das Haus des Bräutigams und überreicht jedem Geschenke. Der Hochzeit folgt ein drei Tage dauerndes Fest mit bestimmten Speisen, wie den gebackenen Diples, reichlich Wein, Tanz und Gesang.

Paleokastro

Ein besonders tragisches Ereignis fand in Paleokastro 1825 statt, als der griechische Freiheitskampf wütete. Die ägyptischen Truppen unter Ibrahim Pascha waren im Jahr davor in den Peloponnes eingefallen, nachdem die Türken sie um Unterstützung bei der Niederschlagung des griechischen Aufstands gebeten hatten. Als die Ägypter herannahten, sprangen viele Frauen aus der Gegend um Garantza zusammen mit ihren Kindern von den Felsen in Paleokastro. Sie wählten lieber den Tod als die Gefangenschaft.

Das „erste“ Souvlaki

Es wird gesagt, dass die Tradition des Souvlaki oder der Fleischspieße in Messenien ihren Anfang nahm, denn hier fand man ein zu diesem Zweck hergestelltes Keramikgefäß im Palast von Nestor, aus der Zeit um 1300 v.Chr. Man nimmt an, dass Lamm-, Ziegen- oder Rinderstücke aufgespießt und in diesem Gefäß über einem offenen Feuer gebraten wurden, um sie dann Gästen und Fremden zu servieren, die hier Zuflucht suchten.

Gourounopoula

In den Jahren als sich Griechenland unter dem türkischen Joch befand, stahlen die örtlichen Verwaltungsbeamten oft Nahrungsmittel von der griechischen Bevölkerung. Um dies zu verhindern, platzierten die Bewohner Messeniens, die die Gewohnheit hatten, während verschiedener Festtage in der Natur Lammspieße zu grillen, einen Spieß mit Spanferkel (Gourounopoula) vor die Lammspieße, um so die Muslime, denen Schweinefleisch verboten war, in die Irre zu führen. Da die Türken annahmen, dass hier nur Schweinefleisch gegrillt wurde, kamen sie nicht näher heran. Diese Tradition der gegrillten Spanferkel hat bis heute überlebt und sich zu einer der bekanntesten Delikatessen der Region entwickelt.